The Best Of ...

Ute Schwerfel

Begegnung der 6. Art – Die Achateule

Mein Kampf gegen Angst und Ekel …

Wenn ich irgendwas habe, dann ist das eine Phobie gegen große Spinnen – aber wenn ich irgendwas noch mehr habe, dann ist das Angst und Ekel vor Nachtfaltern … Ich ertrage es nicht von ihnen angeflogen und wohl möglich noch im Gesicht berührt zu werden … Diese hektische Art und die großen Gesichter, die einen anstarren … Fürchterlich.

An diesem Mittwochnachmittag wollte ich nur die letzte halbe Stunde Sonne auf dem Balkon genießen, nachdem wir unseren Besuch im NSG Brinksknapp eher zeitig abbrechen mussten … Ich sitze da nun mit meiner Tasse Kaffee und begutachte meine kranke Margerite und beschließe schweren Herzens, das Blümchen zu beerdigen … Mit der befüllten Tüte bin ich dann direkt zur Aschentonne und auf dem Weg zurück ins Haus sehe ich aus dem Augenwinkel einen etwa 5cm großen bunten Nachtfalter neben der Hauseingangstür sitzen … Ich nix wie rein und Tür zu … Erst mal eine rauchen … Wie ich da wieder so in der Sonne sitze, geht mir das Tier nicht aus dem Kopf und ich ärgere mich, dass ich so eine Angst davor habe … Ich finde mich selbst so bekloppt, dass ich mir die Chance entgehen lasse … Ich will aber nicht bekloppt sein und nehme völlig aufgeregt meine Kamera und gehe wieder nach draußen … Vielleicht habe ich ja Glück und er ist schon weg !!! Kein Glück – er sitzt noch genauso da und sonnt sich … Jetzt muss ich wohl ran … Mein Herz hat soo doll geschlagen und es war Schwerstarbeit die Kamera ruhig zu halten … Nach ein paar Fotos hab ich dann direkt Bauchbrubbeln bekommen … Erst einmal wieder rein … Danach wieder raus und die zweite Rutsche in Angriff genommen … Ich fand den kleinen Kampfhelm-Träger dermaßen schön und hatte trotzdem so eine Angst, dass er plötzlich startet und mich anfasst …

Irgendwann war ich mir dann sicher, dass ich genug Fotos hatte und machte mir nun Gedanken, dass ich ihn ja nicht da sitzen lassen könnte, weil der Nächste, der ins Haus geht, mit Sicherheit auf ihn drauflatscht … Ich musste ihn also anfassen, damit er wegfliegt … Mit meinem Zeigefinger habe ich ihn vorsichtig an der Schulter angestupst … Der Pelzträger zeigte keine Reaktion, weil er wohl ein kleines Nickerchen gemacht hat … Hmmm … Zweiter Versuch … Ein leichtes Berühren unter den Flügeln zeigte auch keine Wirkung … Der dritte Versuch mit dem Zeigefinger zeigte Wirkung … Das riesige Flugobjekt erhob sich und startete in Richtung Straße … Ein Glück – dachte ich und stand auch direkt auf … In dem Moment drehte Iwan, wie ich ihn jetzt nenne, um und flog direkt auf mich zu und blieb zwanzig Zentimeter vor mir in der Luft stehen und schaute mich mit seinen riesigen Augen an … Ich starrte ihn auch an und war unfähig mich zu bewegen … Nach kurzer Überlegung beschloß Iwan nun auf meinem Bauch zu landen … In aller Ruhe kletterte er an mir hoch … Das war zu viel … Ich schaffte es, meine Hand zu bewegen und verscheuchte ihn damit … Er flog auf die andere Straßenseite, wo er hoffentlich vor den Menschen sicher ist …

Ich lief schnell zurück in die Wohnung … Ich hatte die dickste Gänsehaut meines Lebens und fürchterliche Kreislaufprobleme … Mein ganzer Kopf zog sich zusammen und ich musste mir zwei Schmerztabletten gönnen, weil ich das Gefühl hatte, dass mein Schädel zerspringt … Ich kann nicht sagen, wie oft ich mich in den nächsten Stunden geschüttelt habe … Ich war nach diesem Event fix und alle … Dieser Schockzustand hat über vier Stunden angehalten …

Das war eine Mutprobe …. Und ich habe sie bestanden !!! Ich bin so froh, dass ich meine Angst in diesem Moment überwunden habe … Vielleicht klappt es beim nächsten Meeting mit so einer Gestalt ja auch wieder und die Nachwehen sind nicht mehr ganz so schlimm wie heute … Ich freue mir jedenfalls einen Affen ab, dass ich diese Fotos gemacht habe und bin stolz auf mich !!!

 

Iwan, der Schrecklich-Schöne

 

Iwan, die Achateule, sonnt sich vor unserer Haustür und verlangt mir den Mut meines Lebens ab am 10. Mai 2017

 

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